Ende Experiment
Zum Ende meines veganen Experimentes lesen Sie ein exklusives Interview mit mir selbst. Die Fragen stammen teilweise von netten Leuten auf Twitter.
Darf ich Sie duzen?
Klar, wir kennen uns jetzt schon 10 Jahre, seit sich damals diese gespaltene Persönlichkeit entwickelte.
Worum geht es eigentlich?
Um Leben und Leiden. Oder einfach darum, dass ich einen Monat lang vegan gelebt habe.
Weshalb hörst du auf?
Das Experiment war von Anfang an auf einen Monat begrenzt und endete am 22. Oktober. Alles was danach kommt, gehört nicht mehr zum Experiment.
Du isst jetzt also wieder Fleisch?
Nein, ich bin seit 21 Jahren Vegetarier und das wird auch so bleiben.
Aber Milchprodukte und Eier?
Ich hatte seit dem 22. Oktober eine Kürbissuppe, die angeblich Milch enthielt und ein Raclette. Ansonsten war ich brav.
Soso, brav. Wie geht es denn weiter?
Das weiss ich selber nicht genau. Ich möchte den grössten Teil der veganen Ernährung beibehalten aber flexibel sein für Ausnahmen. Mal ein Fondue im Winter, mal jemandem der mich einlädt keine Vorschriften machen müssen.
Aber?
So ganz wohl fühle ich mich dabei nicht, weil ich gerne streng wäre. Das Experiment hatte ja schon seine Gründe. Ich bin nicht zufrieden mit der Industriellen Tiernutzung und möchte meinen Teil zu einer besseren Welt beitragen.
Wirst du deine Superkräfte nicht vermissen?
Eben schon. Superkräfte sind toll. Irgendwann möchte ich deshalb auch wieder komplett vegan Leben, denn Superkräfte gibt’s nur dann.
Zurück zum Experiment. Was sind deine Erkenntnisse?
Ich habe verschiedene Einsichten gewonnen. Die Haupterkenntnis ist wahrscheinlich, dass es auch Spass machen kann, sich einzuschränken.
War es denn schwierig?
Lustigerweise nicht, ich habe stets gut gegessen. Was ich nicht erwartet hätte: Es ist leichter, im Restaurant ein veganes Menü zu bestellen, als im Quartiercoop einen Snack zu finden.
Bereust du etwas?
Bereuen nicht. Aber ich hätte aktiver sein wollen. Vegane Rezepte kochen, mich über Herstellungsmethoden und Ernährung informieren, täglich bloggen.
Hatte die vegane Ernährung einen Einfluss auf deine Stimmung?
Ich weiss es nicht. Schon möglich. Ich war zufrieden mit dem Leben, trotz viel Arbeit und Prüfungen. Ist aber vielleicht auch einfach ein guter Monat gewesen.
… auf die Gesundheit?
Wahrscheinlich. Ich habe gesündere Lebensmittel gegessen und fühle mich heute körperlich fitter. Das war jetzt einfach bei mir so. Klar kann man sich mit einem Wechsel auf vegane Diät auch ungesünder ernähren. Cha me mache.
Hast du Gewicht verloren?
Nicht viel. Mein Gewicht ist aber seit sechs Wochen deutlich konstanter als vorher. Die früher legendären Fressattacken blieben aus und das ist gut so.
Fühlst du dich schuldig, dass du einem Tier das Leben verlängert hast?
Huch nein, ich fühle mich weder schuldig noch stolz. Ich fühle mich als würde ich eine Pflicht erfüllen. Komisch, ich habe keine Ahnung wieso.
Was ist dein nächstes Experiment?
Ich habe tolle Vorschläge erhalten, von denen ich sicher einige umsetzen werde. Aber erst später; in den nächsten Monaten ist auch sonst viel los.
Darf man dir in den Kommentaren weitere Fragen stellen?
Unbedingt, ich freue mich.
Was trinkst du da?
Ein Glas Wasser, wie immer.